Über die Rasse

Es gibt viele umfangreiche, interessante Beschreibungen der Rasse. Viele Aspekte über dieses Thema, die Frau Petra Stracke in ihrem neuen Buch erleuchtet hat, haben mich besonders angesprochen:

“Der Hund zeigt wie keine andere Tierart eine große Variabilität hinsichtlich seiner Größe, Form, Farbe, Charaktereigenschaften und ist seit Menschengedenken das beliebteste Haustier schlechthin, was vermutlich an seiner enormen Anpassungsfähigkeit und seiner Sozialverträglichkeit liegt. In der heutigen Zeit sind ca. 400 Rassen weltweit bekannt. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gehört auch der Rhodesian Ridgeback dazu, nachdem 1924 sein Standart anerkannt wurde. Über die Herkunft des Ridgebacks wurde viel spekuliert und geschrieben. Es gibt allerdings nur wenig beweisführendes Material, das die eine oder andere These unterstützt. Insofern kann wohl das Rätsel um seinen wirklichen Ursprung nie ganz gelöst werden. Belegt werden kann die Entwicklung des Ridgebacks erst mit Beginn der Reinzucht am Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich in Südafrika und Rhodesien einige Züchter bemühten, aus den unterschiedlichen Ridgehunden eine Rasse zu formen – ein Prozess, der bis heute andauert….

Die verschiedenen Ridgeback-Typen

Unterschiedliche Charaktereigenschaften

Wenn man sich für den Rhodesian Ridgeback interessiert und sich dann aufgrund der vorgefundenen Informationen wie Standard und diversen Rassebeschreibungen für einen Hund dieser Rasse entschieden hat, kann es sein, dass man plötzlich fest stellt, so gar keinen typischen Ridgeback erwischt zu haben.

  • Da wird der Ridgeback als toller Familienhund beschrieben, aber ausgerechnet der eigene Hund klemmt jedes Mal die Rute ein, wenn er Kinder nur von weitem sieht.
  • Oder es werden die jagdlichen Eigenschaften hervorgehoben, aber leider muss man feststellen, dass das Exemplar, das man sich ausgesucht hat, überhaupt kein Interesse daran hat, Wild anzuspüren, geschweige denn zu apportieren und zu allem Übel auch noch aus dem Wasser.
  • Auch über die guten Wacheigenschaften wissen viele zu berichten, aber der eigene Hund freut sich über jeden, der das Haus betritt, lässt sich mit Futter bestechen und ist „everybody’s darling“

Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen und es stellt sich einem natürlich die Frage, warum das so ist. Im Grunde genommen ist der Ridgeback eine Mischung aus der verschiedensten Rasse und auch noch eine relativ junge Rasse. Nun kann es passieren, dass immer wieder Charaktereigenschaften der einen oder anderen Rasse durchschlagen und sich bestimmte Eigenschaften im Laufe der Zeit genetisch manifestiert haben.

Eine weitere Rolle spielt natürlich die Aufzucht inklusive einer guten Prägung beim Züchter und eine spätere gute Sozialisierung durch den Besitzer. Wenn Ridgebacks während ihrer Prägungsphase (3. bis 7. Woche) z.B. keine Kinder kennen gelernt haben, ist es auch eher wahrscheinlich, dass sie „kleinen Menschen“ gegenüber skeptisch eingestellt sind.

Unterschiedliches Aussehen

So unterschiedlich die Ridgebacks im Verhalten sind, genauso unterschiedlich sind sie auch in ihrem Äußeren. Es gibt kleine und große Ridgebacks, helle und dunkle, manche ähneln eher einem Windhund, andere wiederum eher einem Molosser.

Die Begründung hierfür liegt ebenfalls in der Vielfalt der Ausgangsrassen, die sich im Ridgeback vereinen. Hinzu kommt natürlich auch, dass der Mensch mal den einen, mal den anderen Typ bevorzugt. Noch vor 30 Jahren waren die Ridgebacks z.B. größenmäßig eher an der Untergrenze, heute sieht man immer mehr Ridgebacks, die sogar den Standard nach oben hin weit überschritten haben. Aus diesem Grund muss trotz züchterischer Freiheit darauf geachtet werden, nicht in Extreme zu verfallen.

Zusammenhang zwischen Wesen und Aussehen

Wissenschaftler haben festgestellt, dass Exterieur und Wesen oftmals übereinstimmen. Das kann z.B. bedeuten, dass der eher windhundartige Ridgeback nervöser oder gar ängstlicher im Verhalten ist als der Molossertyp. Man kann das sehr gut mit den unterschiedlichen Pferderassen vergleichen. Das elegante Vollblut hat eben ein anders Temperament als das schwere Kaltblut. Auch die Pigmentstärke kann Aufschluss über das Temperament geben.

Die Ridgebacks, die mich im Laufe meines Lebens begleitet haben, hatten alle unterschiedliche Charaktere und waren auch in ihrem Aussehen sehr unterschiedlich. Und das, obwohl ja alle unter ziemlich ähnlichen Bedingungen aufgewachsen sind. Auf jeden Hund musste ich mich neu einstellen. Keiner war wie der andere und doch waren sie alle auf ihre Art liebenswert und schön – so wie der eigene Hund eigentlich sein sollte. Manchmal werde ich gefragt, welcher meiner Ridgebacks mir denn der liebste war und ich kann nun antworten: “Jeder auf seine Art!“

Die Persönlichkeit des Hundes

Es liegt natürlich auch am Besitzer, was er aus einem Hund und dessen „Grundsubstanz“ macht. Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass jeder Ridgeback eine individuelle Persönlichkeit darstellt – keiner ist wie der andere. Auf jeden muss seinen Neigungen entsprechend eingegangen werden. Das erfordert oft viel Fingerspitzengefühl für den Besitzer und stellt manchmal eine recht große Herausforderung dar. Schwierig kann es werden, wenn der Hundehalter z.B. seinen „Neuen“ mit dem eben erst verstorbenen Ridgeback vergleicht. Damit kann man ihm schnell Unrecht tun.

Mir ist das mit meiner Hündin Flair passiert, die ich anderthalbjährig kaufte. War sie doch meiner längst verstorbenen Ix so ähnlich, oh – ich war ganz entzückt. Also taufte ich sie um und nannte sie „Ix“. Auch meine Erwartungshaltung ging genau in diese Richtung. Ich dachte immer, Flair müsste doch in allem auch so reagieren wie sie, doch sie tat es nicht! Im Gegenteil – wir entfernen uns immer weiter voneinander. An manchem Abend saß ich weinend zu Hause und war traurig darüber, dass ich keinen Zugang zu Flair bekam, ich grübelte verzweifelt über eine Lösung nach. Ja, das war es: Ich musste mich ändern. Von Stund an schraubte ich meine Erwartungshaltung an den Hund auf null und nahm damit jeglichen Druck aus unserer Beziehung und gab ihr damit die Möglichkeit zu wachsen. Flair taute immer mehr auf, das Vertrauen wuchs und wir wurden innerhalb kurzer Zeit zum Team. Heute reicht ein Blick oder eine Geste und verstehen uns.

Diese Geschichte aus eigener Erfahrung zeigt, dass es in der Regel an uns Menschen liegt, wie sich die Beziehung zum Hund entwickelt.”

Quelle: „Rhodesian Ridgeback“ von Petra Stracke, ISBN 978-3-440-10139-1